BOEHRINGER UNIMOG (BAUREIHE 70200)
Aus dem Herbst 1945 stammen erste Zeichnungen für ein landwirtschaftliches Fahrzeug von Albert Friedrich, zuvor Leiter der Flugmotorenkonstruktion von Daimler-Benz. Friedrich sammelt ein engagiertes Team von Entwicklern um sich, gewinnt die Firma Erhard und Söhne in Schwäbisch Gmünd als Entwicklungspartner.
Nach dem Krieg war einige Zeit nicht sicher, ob aus dem Morgenthau-Plan, Deutschland wieder in eine Agrarnation zurückzuverwandeln, bitterer Ernst würde. Dieser Aspekt verleiht dem Unimog-Projekt, sofort nach dem Krieg aufgelegt, eine ganz besondere Dimension. Konzipiert war diese neue Fahrzeugklasse Unimog als Gerät, das den üblichen Schleppern überlegen sein müsse und dem Landwirt die Arbeit so weit wie möglich zu vereinfachen habe. So lauteten die Überlegungen des ehemaligen Leiters der Flugmotorenkonstruktion von Daimler-Benz, Albert Friedrich – nach dem Krieg arbeitslos, aber tatendurstig.
ERFINDUNG VON RANG
Dass dabei ein Fahrzeug von besonderem Format entsteht, zeigt sich ganz einfach schon an der Geschichte des Namens. Wovon Marktstrategen stetig träumen, das geschieht mit dem Unimog wie von selbst: Im Nu steht der einzelne Produktname gleich für die ganze Gattung.
Ursprünglich nur als griffige Abkürzung für den Wortwurm „Universalmotorgerät“ gedacht, ist die Bezeichnung „Unimog“ heute ein Begriff für sich, dessen Ursprung manchmal erst vorbuchstabiert werden muss, bis seine Herkunft verstanden ist. Kein Wunder also, dass die Besucher auf der DLG-Schau im Herbst 1948 von dessen Premiere begeistert sind und zugreifen: 150 spontane Bestellungen können die Mannen vom Unimog-Stand nach Hause bringen.
Die Grundmerkmale des Ur-Unimog lauten: Vierzylinderdiesel mit 25 PS, Getriebe mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen, Differenzialsperren an beiden Achsen sowie Zapfwellen vorn und hinten. Der Radstand beträgt 1.720 Millimeter, der Wendekreis beläuft sich auf 7,6 Meter.
ZEITLOSES KONZEPT
Welch großer Wurf damals im Herbst 1948 den Vätern des Unimog gelungen ist, zeigt sich auch daran, dass viele der typischen Kennzeichen des Ur-Unimog bis in die heutige Zeit erhalten geblieben sind: vier gleich große Räder, Allradantrieb mit Differenzialsperren, hochgeländegängige Portalachsen, Zapfwellen vorn und hinten sowie eine kleine Pritsche für den Transport von Lasten und Geräten.
Da für die notwendigen Stückzahlen hohe Investitionen unabdingbar sind, übernimmt Daimler-Benz im Herbst 1950 das Projekt; die Fertigung des Unimog im Werk Gaggenau startet 1951.