1897 - 1905

DAIMLER GESCHÄFTS- UND LASTWAGEN

1897 - 1905

Was bei Benz „Lieferungs-Wagen“ hieß, das nannte Daimler „Geschäftswagen“. Als leichtere Kaliber gab es bei der DMG diese Kastenwagen ab Ende 1897. Grundlegender Unterschied zu den gestandenen Lkw für höhere Tonnagen: Bei ihnen verwendete Daimler (wie Benz grundsätzlich) einen Kettenantrieb sowie ein Viergang-Zahnradgetriebe, während das typische Kennzeichen schwerer Daimler-Lkw noch für viele Jahre der Ritzelantrieb bleiben sollte, mit dem ja schon der Erstling von 1896 bestückt war.

Der Motor saß bei diesen Geschäftswagen, deren typisches Merkmal eine hohe Motorhaube war, vor dem Fahrersitz über der Vorderachse. Es gab diese Vorläufer der heutigen Transporter in insgesamt sieben verschiedenen Nutzlastklassen von 800 bis 2.500 Kilogramm. Für die Motorisierung zog Daimler sowohl Zwei- als auch Vierzylinder mit zwei bis 9,5 PS heran.

ETABLIERUNG NEUER PRODUKTIONSSTÄTTE

Und wie bei Benz, so blieb auch bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) die Nutzfahrzeugproduktion nicht lange im Stammwerk. Bereits 1897 hatte DMG-Aufsichtsratsvorsitzender Max von Duttenhofer hinter Daimlers Rücken einen Pakt mit dem 120 Mann starken Berliner Unternehmen Ad. Altmann & Co. geschlossen, der eine weitere große Produktionsstätte für Motorwagen etablieren sollte. Umbenannt in „Allgemeine Motorwagen-Gesellschaft mbH“ legte dieses mit zunächst zwei Millionen Mark Grundkapital ausgestattete Werk dann im Februar 1899 auf Basis neuester Konstruktionspläne und Patente Daimlers munter los und machte den in Stuttgart hergestellten Daimler-Fahrzeugen eifrig Konkurrenz. Elektromotor-Wagen nach Patenten des amerikanischen Herstellers Columbia gehörten ebenso zum Sortiment wie kutschenähnliche Personenwagen und verschiedenste Nutzfahrzeug-Varianten.

Von 1904 bis 1905 wurde die Produktion der „Geschäftswagen“ nach Berlin verlegt, wo das Marienfelder Werk nur noch die Nutzlastklassen 750 bis 1.000 Kilogramm fertigte und grundsätzlich mit Zweizylindern von vier bis 9,5 PS versah.

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ZWEIGNIEDERLASSUNG BERLIN-MARIENFELDE

1902, gut zwei Jahre nach dem Tode Gottlieb Daimlers im Jahr 1900, hatte die DMG-Generalversammlung die Übernahme des in Berlin-Marienfelde ansässigen Unternehmens als Zweigniederlassung beschlossen. Im damit erheblich gewachsenen Unternehmen kam es zu folgender Arbeitsteilung: Cannstatt und wenig später das neue Werk in Untertürkheim konzentrierten sich auf den Bau von Personenwagen, während sich Marienfelde der Lkw und Omnibusse annahm. Die kleinen Lieferungswagen für mittlerweile 750 bis 1.500 Kilogramm Nutzlast fanden aber bald wieder den Weg zurück nach Untertürkheim: Berlin-Marienfelde spezialisierte sich zunehmend auf die Schweren.

Die zweite Generation der von 1899 bis 1903 gefertigten Daimler-Lkw setzte sich aus neuen Grundtypen mit 1,25 bis 5,0 Tonnen Nutzlast zusammen, deren Motorisierung per Zwei- und Vierzylinder von vier bis zwölf PS reichte. In Berlin-Marienfelde (ab 1903) blieb es bei neun Grundtypen, jedoch reichte das Nutzlastspektrum nun von einer Tonne bis sechs Tonnen. Die Motorisierung begann weiterhin bei sechs und endete bei 25 PS.

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PROGRAMM DER DMG 1905

Im Detail sieht das nahezu lückenlose Programm der DMG im Jahr 1905 so aus: leichte Laster mit 500 bis 1.500 Kilogramm Nutzlast, die ihre treibende Kraft aus Zweizylindermotoren mit acht bis 16 PS beziehen. Vierzylinder mit 16 bis 35 PS befeuern die schwere Klasse mit zwei bis fünf Tonnen Nutzlast. Das Typenkürzel „U“ steht für die leichten, in Untertürkheim gebauten „Lieferungswagen“. Die schwere Klasse trägt grundsätzlich die Buchstaben DM (für „Daimler Marienfelde“) auf dem Typenschild sowie eine Ziffer, die über die Nutzlast Auskunft gibt. Angehängt sind sodann wahlweise die Buchstaben a, b, c und d, die den Motorentyp spezifizieren.