INTERVIEW GERALD JANK

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Wörth im Wandel

"Die Rolle von Wörth wird sich ändern", sagt Gerald Jank, Leiter Mercedes-Benz Werk Wörth und Produktion Mercedes-Benz Trucks zur Globalisierung der Produktion und den neuen Perspektiven, die damit auf das Werk Wörth zukommen.

Herr Jank, wie hat sich Wörth darauf einzustellen, dass viel Wachstum im Lkw-Geschäft heutzutage doch außerhalb Europas stattfindet?

Jank: Wir entwickeln unseren internationalen Produktionsverbund derzeit gerade intensiv weiter. Die zentralen Rollen spielen unsere Werke in Wörth und Aksaray, sowie unsere Standorte in Brasilien. Daneben wird auch unser bestehendes Netzwerk für die Montage von Bausätzen direkt vor Ort in den Wachstumsmärkten immer wichtiger.

Was bedeutet das für die Rolle, die Wörth im Verbund spielt?

Jank: Generell wollen wir unsere Produkte und Prozesse stärker standardisieren und modularisieren. Dabei wird sich die Rolle von Wörth im globalen Verbund ändern. Das Werk wird als Kompetenzzentrum das internationale Produktionsnetzwerk maßgeblich gestalten und dabei auch in Zukunft vom weltweiten Wachstum profitieren.

Wie schlägt sich das in den Investitionen nieder?

Jank: Bis 2020 sind neue Investitionen in den Standort Wörth vorgesehen, die sich auf eine Milliarde Euro belaufen. Das ist ein deutliches Bekenntnis zum Standort Wörth.

Was ist denn unter den Begriff "Kompetenzzentrum" genau zu verstehen?

Jank: Bei der Wörther Mannschaft ist ein hervorragendes Know-how vorhanden. Und mit genau diesem Fundus werden wir künftig unser internationales Produktionsnetzwerk weiterentwickeln. Da werden Spezialisten aus Wörth zum Beispiel weltweit die Produktionsanläufe vorbereiten und begleiten. Im Gegenzug werden aber auch die Kollegen von auswärts vermehrt nach Wörth kommen, um mehr über Prozessabläufe, Produktionstechnik und Innovationen zu lernen, die dort ihren Ursprung haben.

Gibt es da schon konkrete Projekte?

Jank: Wir haben hier am Standort in den letzten Monaten sehr gute Erfahrungen mit fahrerlosen Transportsystemen gemacht. Hier nimmt Wörth eine Vorreiterrolle ein. Ein weiteres Beispiel sind neue digitale Prozesse, die den Papiereinsatz in der Produktion deutlich reduzieren.

Wo sehen Sie in der Produktion selbst Wachstumschancen für Wörth?

Jank: Wörth wird im Produktionsnetzwerk das breiteste sowie technisch anspruchsvollste Produktportfolio produzieren und damit erheblich am Wachstum partizipieren. Als Kompetenzzentrum für CKD-Bausätze wird Wörth zudem von der Dynamik in Überseemärkten profitieren, in die wir CKD-Sätze für die lokale Produktion liefern.

Andererseits soll die Komplexität im Werk verringert, die Effizienz gesteigert werden. Was bedeutet das für die Produktion von morgen?

Jank: Wir setzen ganz klar auf die Kompetenz in Wörth. Lkw zu bauen, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Und dafür brauchen wir Know-how, wie es in Wörth vorhanden ist. Doch müssen wir gleichzeitig die Komplexität im Werk selbst verringern und noch effizienter produzieren. So kommt es, dass wir die Fertigungstiefe reduzieren und uns voll und ganz auf unsere Kernkompetenz konzentrieren. Das heißt: Der Fokus liegt auf den Fertigungsumfängen, die uns von unseren Wettbewerbern abheben. Bei Umfängen, die nicht wettbewerbsdifferenzierend sind, setzen wir verstärkt auf externe Partner. Gleichzeitig optimieren wir unsere Kernprozesse durch Konsequente Umsetzung unseres Produktionssystems.

Vita Gerald Jank

Gerald Jank ist seit 1. November 2014 Chef im Mercedes-Benz-Werk Wörth sowie Leiter der Mercedes-Benz Lkw-Produktion sowie des Produktbereichs Special Trucks. Jank ist gelernter Maschinenbauingenieur und begann seine Karriere bei Daimler 1988 als Konstrukteur in der Pkw-Entwicklung. In den folgenden Jahren war er in zahlreichen Führungspositionen im In- und Ausland tätig, unter anderem als Leiter des Auftragszentrums in Wörth, der Mercedes-Benz Lkw-Fabrik in der Türkei und des Motorenwerkes in Mannheim. In seiner vorigen Funktion als Leiter Business Development Trucks Russia war Jank für die Weiterentwicklung der Aktivitäten von Daimler Trucks auf dem russischen Markt zuständig.